Das wichtigste Thema der vergangenen Monate war zweifellos die Präsidentschaft Trumps. Zumindest hat dieses Thema die Medien beherrscht
wie kein anderes. Omnipräsenz in den Medien. Und schon daran sieht man, dass Trump so ganz anders ist, als er vorgibt: Äußert er ständig Verachtung für
die Medien und ihre Vertreter, so ist es ganz offensichtlich, dass er alles, aber auch wirklich alles tut, um ins öffentliche Gerede zu kommen und dort zu bleiben.
Kein vermeintlicher Tabubruch, kein Fettnäpfchen ist ihm zu schade - alles nur, damit er bloß nicht in Vergessenheit gerate.
Trump ist der wahre Medien-Junkie,
süchtig nach Öffentlichkeit, süchtig nach Aufmerksamkeit. Von wegen Feind der Medien!
Und es ist entlarvend, wie die so genannte Öffentlichkeit darauf anspringt und das Spielchen mitspielt:
All die Aufgeregtheit, die Empörung, das Entsetzen
sind mindestens genau so aufgeplustert und kontraproduktiv wie Trumps Einlassungen. Die Menschen reagieren wie aufgescheuchte Hühner.
Genau auf diese Weise spielen sie aber das Spielchen mit, das Trump ihnen aufnötigt.
Da werden ihm wechselweise völlige Gewissenlosigkeit, eine beginnende Demenz
oder eine narzisstische Persönlichkeitsstörung unterstellt. Und in der
Aufregung darüber wird dann aber leider übersehen, dass hier etwas völlig
anderes abläuft: Es geht um Lenkung und
Neutralisierung von Aufmerksamkeit.
Denn Trump ist in Wirklichkeit nicht halb so dumm oder krank, wie ihm unterstellt wird. Mehr noch,
er ist außerordentlich intelligent darin,
die Menschen zu seinen Gunsten zu manipulieren und sie gefügig zu machen. Und eines ist doch ganz offensichtlich:
All seine
Entgleisungen, Grobheiten, Beleidigungen und offensichtlichen Lügen sind ganz gezielt platzierte Nebelkerzen, die einem einzigen Zweck dienen:
Sie sollen von dem ablenken, was er wirklich tut bzw. vorhat.
Menschen haben nur eine begrenzte Menge an Aufmerksamkeit zur Verfügung. Und
indem sie ihre Aufmerksamkeit auf diese bunten Irrlichter lenken, die Trump in den Medien verbreiten lässt, fehlt sie ihnen an der Stelle,
wo Trump sie lieber nicht haben möchte: in seiner wahren Agenda. Und die lässt sich in wenigen Worten auf den Punkt bringen:
Politik
von Milliardären für Milliardäre. Mitnichten möchte er "America great again" machen oder dem ehrlichen Arbeiter zu einem besseren Dasein verhelfen.
Nichts liegt ihm ferner. Das darf (aus seiner Sicht) aber nicht publik werden, denn mit diesem
scheinbaren Anspruch hat er ja schließlich die Wähler auf seine Seite
gezogen. Darum die Nebelkerzen.
Dass seine Ziele ganz andere sind, sieht man dann auch nicht an jenen lauthals kolportierten Absichten und Ansichten, um die viel Aufhebens gemacht wird
und die am Ende oft genug im Sande verlaufen (etwa diese alberne Grenzmauer), sondern an jenen, die ganz klammheimlich eben doch vorankommen:
Da ist zum Beispiel die gerade erst verabschiedete Steuerreform. Wer sich den Entwurf aufmerksam durchliest, dem wird schnell klar, worauf sie hinausläuft: Auf eine weitere
Umverteilung
von unten nach oben. Da geht es um eine massive Senkung von Steuern auf hohe Einkommen und Unternehmensgewinne verbunden mit einer minimalen Steuersenkung auf kleine und kleinste
Einkommen - letzteres als Zuckerl für das Wahlvieh (Und selbst dieses Zuckerl wird sich nach wenigen Jahren Laufzeit automatisch aufgezehrt haben, wie zuverlässig nachgerechnet werden kann.).
Finanziert werden soll das alles mit Schulden.
Es gibt keinen anderen Weg. Eine weitere Reduzierung der Investitionen in Infrastruktur und die wenigen
verbliebenen sozialen Programme würde die USA auf das Entwicklungsniveau des Kongo sinken lassen. Das kann selbst ein Herr Trump sich nicht leisten. Nur: Diese
Schulden lasten dann natürlich auf dem Gemeinwesen. Trump selbst äußerte wiederholte Male, er sei der "king of debt" und
der Staat habe es nicht nötig,
seine Schulden zurückzuzahlen, denn schließlich könne er selbst das Geld drucken.
Entlarvender geht es nicht: Auf diese Weise schüttet dieser Präsident Öl in das Krisenfeuer, das auf einem außer Rand und Band
geratenen Geldsystem beruht (vgl. Ursachen der Krise) - und outet sich selbst dabei ganz nebenbei als
eingefleischtester Vertreter des Geldestablishments überhaupt
(und spätestens hier wird ganz offensichtlich, dass auch sein Geschimpfe auf das Establishment eine reine Nebelkerze ist).
Ein weiteres Beispiel für Trumps Politik von Milliardären für Milliardäre ist die Demontage jeder Art von Naturschutz aus ganz durchsichtigem Grunde - nämlich dem,
Profite zu steigern. Die kommen am Ende aber eben nicht der Allgemeinheit zugute, sondern lediglich einer Handvoll Investoren.
Egal ob es sich um die Steigerung der
Kohleförderung, den Austritt aus dem globalen Klimaabkommen oder die Freigabe ganzer Nationalparks für die Ausbeutung von Rohstoffen handelt:
Die Interessen Einzelner
werden über das Gemeinwesen gestellt - das am Ende natürlich die Kosten dafür tragen muss, angesichts zunehmender Umweltkatastrophen etwa in Form gestiegener
Versicherungsprämien und Infrastrukturkosten oder in Form zunehmender Klimaflüchtlingszahlen, um nur ein paar Beispiele zu nennen:
"Nach mir die Sintflut!"
Ein drittes Beispiel für die Art der Politik, die Herr Trump konsequent
und ganz bewusst verfolgt, mag auf den ersten Blick vergleichsweise harmlos wirken, ist aber in seiner Durchschlagskraft mindestens genau so gefährlich wie Trumps Schuldenpolitik:
die kürzlich erfolgte Kippung der Netzneutralität. Auch hier zeigt
sich deutlich, dass die Haupzieltrichtung der amerikanischen Politik die ist,
das Gemeinwesen zu schwächen und die
Situation einer Handvoll Privilegierter weiter zu stärken.
All dies sind nur Beispiele. Es gäbe noch mehr davon (die
Deregulierung des Finanzsystems, die Pflege von Kriegsherden in der Welt durch massive Waffenverkäufe usw.).
Alle haben sie eines gemeinsam: Sie verdeutlichen, dass Herr Trump weder dumm noch dement ist, sondern dass er
knallhart die Interessen der Oligarchen seines Landes verfolgt. Er ist ganz und gar nicht der, der er vorgibt zu sein, nämlich ein "Feind des Establishments". In Wirklichkeit stimmt das genaue Gegenteil:
Trump ist ein Feind der Bürger seines Landes - und Vorkämpfer eines Establishments, das nichts mehr fürchtet als wahre Veränderungen.
Auf Dauer gefährdet er damit den inneren Frieden seines Landes - von der "Größe Amerikas" ganz zu schweigen.
Es ist ihm aber egal: Es geht um
Oligarchenpolitik, das Wahlvolk wird am Ende geschlachtet,
wenn es seine Rolle erfüllt hat. Um diese Absichten so weit wie möglich zu
verschleiern,
benötigt er seine Nebelkerzen - die bislang auch hervorragend funktionieren!
Das erste Jahr von Trumps Präsidentschaft ist
ein Jahr des Rückschritts und der
verpassten Chancen. Worauf es derzeit hinausläuft, ist eine Erhöhung der Schwungkraft, mit der das
Geldsystem die Gesellschaften der Welt aus der Bahn wirft.
Mitnichten kann man von diesem Präsidenten erwarten, dass er die wahren Missstände angeht. Ganz im Gegenteil:
Am Ende werden die Folgen
dieses Tuns - wie so oft - erst dann offensichtlich werden, wenn er lange nicht mehr im Amt ist. "Nach mir die Sintflut!".
Berlin, 28.12.2017
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